Brakel Alte Schätze rollen wieder

Hobby: Die Raritäten auf vier Rädern sind unterwegs. Die Oldtimerfreunde Brakel sind nach langer Pause wieder auf den Straßen unterwegs

Frühjahrsputz: Nach dem Winter wird der Staub beseitigt. Nicht nur für klare Sicht sorgt Rainer Schäfer aus Brakel bei seinem BMW 1602 in der seltener Farbe Ceylon Metallic. Geputzt und poliert ist der Oldtimer auch. | © Amina Vieth

Frühjahrsputz: Nach dem Winter wird der Staub beseitigt. Nicht nur für klare Sicht sorgt Rainer Schäfer aus Brakel bei seinem BMW 1602 in der seltener Farbe Ceylon Metallic. Geputzt und poliert ist der Oldtimer auch. | © Amina Vieth

Von Amina Vieth

12.05.2017 | 12.05.2017, 11:12

Brakel. Mit den ersten Sonnenstrahlen werden die Oldtimer aus ihrem Winterschlaf geholt. Dieses Jahr dauerte es wegen es langanhaltenden schlechten Wetters besonders lange, bis die Oldtimerfreunde Brakel ihre Schätze auf vier Rädern wieder aus den Garagen holen konnten. Doch nun sind die alten, nostalgischen und edlen Fahrzeuge wieder auf den Straßen zu sehen. Vor dem ersten Fahrtantritt müssen aber erst einmal der Wintermuff vertrieben und das Lieblingsstück fit für die neue Saison gemacht werden.

Wer schlau ist, hat bereits im Herbst dafür gesorgt, dass es im Frühjahr nicht viel zu tun gibt, sagt Jürgen Denecke aus Brakel. Der Oldtimer-Liebhaber gründete vor fünf Jahren mit einem Freund die Interessengemeinschaft Oldtimer-Freunde Brakel. Zwei Oldtimer besitzt Denecke, einen 128er Fiat aus dem Jahr 1975 und ein Audi Coupé von 1983. Ein weiterer Audi Coupé des Tischlermeisters bekommt diesen Herbst erstmals das H-Kennzeichen. Denn dann wird das Auto 30 Jahre alt und erhält die Zulassung als Oldtimer. Die kantige Form begeistert Denecke an dem Wagen. „Er erinnert an den Ur-Quattro, den der Rallyefahrer Walter Röhrl damals gefahren hat.“

Gemeinsam unterwegs: Die Oldtimerfreunde Brakel mit Jürgen Denecke (vorn) machen bei der ersten Ausfahrt Halt auf dem Floßplatz in Höxter. - © Amina Vieth
Gemeinsam unterwegs: Die Oldtimerfreunde Brakel mit Jürgen Denecke (vorn) machen bei der ersten Ausfahrt Halt auf dem Floßplatz in Höxter. | © Amina Vieth

»Wer kontinuierlich pflegt, hat im Frühjahr keinen großen Aufwand«

Ob ein Fahrzeug das H-Kennzeichen, welches mit Steuervergünstigungen verbunden ist, erhält, das entscheide der TÜV, erklärt Denecke. „Das ist wie eine TÜV-Abnahme“, erklärt der Tischlermeister, der schon seit seiner Jugend gerne an Autos schraubt und bastelt. „Ich wollte damals Autoschlosser werden, aber der Beruf war zu der Zeit so überlaufen, dass ich mich für eine Tischlerausbildung entschieden habe“, sagt der Erkelner.

Retro: Lisa Balck in ihrem Ford Consul. Sie mag nicht nur die Autos, sondern auch den Kleidungsstil von damals. - © Amina Vieth
Retro: Lisa Balck in ihrem Ford Consul. Sie mag nicht nur die Autos, sondern auch den Kleidungsstil von damals. | © Amina Vieth

Damit ein Auto den Oldtimer-Status erhält, müsse alles noch original sein, wie der Lack und die Innenausstattung beispielsweise. Der Wagen dürfe nicht getunt sein. Und eine ständige Pflege spiele eine große Rolle, um Rost und Verfall zu vermeiden. Es gehe nicht nur darum, den Wagen zu waschen und zu polieren. Auch der Innenraum bedürfe einer gewissen Aufmerksamkeit. „Wer kontinuierlich pflegt, hat im Frühjahr nicht den großen Aufwand, um den Wagen wieder in Betrieb zu nehmen.“ Dem stimmen die weiteren Oldtimerfreunde Brakel zu. Sie alle treffen Vorkehrungen für den Winter. So werde beispielsweise ein Feuchtigkeitssack in den Innenraum gelegt, damit sich keine Feuchtigkeit im Wagen sammelt. Man könne auch eine Schale mit Kaffeepulver hineinstellen, damit kein moderiger Geruch entsteht. Wichtig sei zudem, dass die Batterie abgeklemmt wird. Im Frühjahr müsste sich der Wagen dann problemlos starten lassen oder die Batterie bedürfe einer Ladung, erklären die Oldtimer-Fans.

Bevor es zur ersten Ausfahrt geht, wird das Fahrzeug natürlich gründlich geputzt und poliert. „Auch die Flüssigkeiten müssen kontrolliert werden“, betont Rainer Schäfer aus Brakel. Sein Auto ist in einem tadellosen Zustand, schließlich ist es ein ganz besonderes Modell – ein BMW 1602 von 1972 mit 85 PS in der Farbe Ceylon Metallic. „Das ist eine ganz seltene Farbe“, erklärt Schäfer. „Das Auto in der Farbe soll es nur noch fünfmal in Deutschland geben.“ Zwei davon seien im Kreis Höxter gemeldet. Ein weiterer soll in Albaxen fahren. Diese Info habe Schäfer von der BMW Oldtimerzentrale. Ein Hingucker ist auch der Opel Ascona aus dem Jahr 1980 von Carsten Schmidt aus Bevern. Das 60 PS-starke Auto fällt vor allem durch das aufs Dach geschnallte Bobbycar auf. „Es soll authentisch sein. So wie früher halt“, sagt Schmidt und schmunzelt.

Authentisch mag es auch Lisa Balck aus Ottbergen. Sie begleitet die erste Ausfahrt des Jahres der Oldtimerfreunde Brakel mit ihrem Ford Consul von 1973. Und in ihrem Retrolook macht sie nicht nur hinterm Steuer eine gute Figur. Sie freut sich, dass es mit dem Oldtimer endlich wieder auf die Straße geht. „Es ist pure Entspannung, ein Ausgleich zum Alltag.“ Entschleunigung sei das Stichwort.

Denecke ist mit seinem hellblauen 128er Fiat dabei. Der kleine Flitzer mit 60 PS ist seit 2003 in Deneckes Besitz. „Ein 128er Fiat war mein erstes Auto“, berichtet der Erkelner. Deswegen habe er gerne wieder so einen Wagen haben wollen. Einen Traum-Oldtimer gebe es für ihn nicht, „aber ich liebäugle mit einem Audi 80 Coupé. Der ist aber erst in fünf Jahren ein Oldtimer.“

Dass noch viele Oldtimer auf den Markt kommen, bezweifelt Denecke: „Meiner Meinung nach ist das mit den Autos der 90er-Jahre vorbei. Es sind Massenproduktionen, und es ist immer mehr Technik in den Autos geworden.“ An den derzeitigen Klassikern könne man noch selbst schrauben. Sobald es zu technisch werde, sei das vorbei. „In den jetzigen Oldtimern ist alles noch viel Handbetrieb, da gibt es keine Servolenkung oder elektrische Fensterheber.“