In Brakel öffnet Oldtimerfreund Norbert Behre seine Garage, und unwiderstehlich strahlt den Besucher das leuchtend gelbe Auto entgegen, das dort steht.
Von Vera Gerstendorf-Welle Westfalen Blatt
Samstag, 04.05.2024, 08:00 Uhr
Zu der Frage, wie seine Leidenschaft begann, antwortet Norbert Behre kurz und knapp: „Mein Bruder sammelte Oldtimer.“ Der heute 65-Jährige infizierte sich mit dem Virus „Oldtimerliebhaberei“.
Mit dem Bruder zusammen entdeckte er seinen ersten Oldie, den BMW 1502, der ihn nicht nur durch die Form ansprach, es war auch die außergewöhnlich intensive Farbe des Fahrzeuges, das leuchtende, strahlende Geld. Außerdem hatte es dem Brakeler die Marke BMW schon immer angetan.
Der gelernte Industriemeister und Maschinenbautechniker machte sich an den Aufbau des BMW, der am 22. Juni 1976 zum ersten Mal zugelassen wurde. Das Fahrzeug, das zuvor drei Besitzer hatte, litt unter starkem Rostbefall. Zwei Jahre benötigte Norbert Behre bevor er diesen als Sparversion bekannten Wagen wieder auf die Straße brachte.
Am 14. September 2010 meldete er ihn erneut an – seitdem fährt er. „Der Holm und alles, was üblicherweise mit Wasser in Berührung kommt, war rostig“, erinnert sich Behre. Zwei Türen kamen neu ins Auto, denn die waren nicht mehr zu retten. Die Sitze waren durchgesessen und mussten neu zur Auspolsterung. Alles versetzte Behre in den Originalzustand, immer nach Feierabend und wenn er Lust hatte am Auto zu basteln.
Mit gut 80.000 Kilometern auf dem Tacho kaufte Behre den Zweitürer, den er im Jahr ungefähr 700 Kilometer weit bewegt. „Kleine Ausfahrten halt, so etwa 60 Kilometer im Umkreis“, erzählt der Oldtimerfreund. „Man fährt ja nicht jeden Tag damit“, sagt er und kann somit auch die neun Liter Spritverbrauch tolerieren.
Insgesamt wurden von dem BMW 1502 genau 70.742 Autos gebaut. Der Wagen von Norbert Behre war Nummer 725. Zusätzlich kamen damals noch 822 Fahrzeuge mit einem Rechts-Lenkrad auf den Markt. Heute machen sich die doch sehr rostanfälligen Autos relativ rar. Es gibt in Deutschland noch 650 angemeldete Wagen dieser Klasse.
Gekostet hat Behre sein Auto, mit heizbarer Heckscheibe, einem drei Punkte Gurt und Kopfstützen vorne, einmal 3800 Euro. Ein Wertgutachten des TÜV-Nord bescheinigt heute in dem Zustand des BMW 15.500 Euro.
Jetzt kann Norbert Behre den alten Schatz genießen. Aus dem original Radio erklingen die leicht blechernen Töne eines alten Abba-Hits als der Besuch des WESTFALEN-BLATTES eine Proberunde mit dem BMW erleben darf. Bis etwa Tempo 140 schafft es der Oldie noch, „das reicht für ein Knöllchen“, sagt Behre lächelnd und berichtet über die doch etwas vorsichtigere Fahrweise: „Man denkt immer für vier weitere Verkehrsteilnehmer mit.“ Es soll ja keinesfalls etwas passieren, denn auch ein Blechschaden sei nur schwer wiedergutzumachen. Bis zum Rapsfeld geht die Tour, denn hier kann im Sonnenschein das perfekte Ton in Ton Foto entstehen – gelb in gelb – mit Brakel im Hintergrund.