Von Astrid E. Hoffmann Westfalen Blatt

BRAKELWB„Der alte Schwede“ wurde in Belgien produziert – doch das wusste Jan Vanhoyland nicht, als er das Auto zum ersten Mal sah. Der Brakeler kommt selbst ursprünglich aus Belgien und entdeckte den Volvo 740GL beim Stöbern in den Internet-Kleinanzeigen.

2019 fuhr Vanhoyland nach Rheda-Wiedenbrück zu dem Anbieter und kaufte das Fahrzeug.

In der 99. Folge der Serie „Ich und mein Oldtimer“ stellt der Brakeler seinen „schwedischen Ziegelstein“ von 1989 vor.

„Schwedischer Ziegelstein“ von 1989

Der Norweger Jan Wilsgaard studierte an der Kunsthochschule in Göteborg. Als Bildhauer und Innenarchitekt kam er 1950 zum schwedischen Autobauer Volvo und war als Designer für die eckige Form unter anderem der 700er-Modellreihe verantwortlich.

Schnell kam der Spitzname „Brick“, also Ziegelstein, aber auch Container-Volvo auf. „Das Funktionelle ist oft das Schöne“, soll er gesagt haben. Die Einfachheit und Funktionalität sind genau die Faktoren, die beim 740er bestechen. Dabei steht die Sieben für die Baureihe und die Vier für die Anzahl der Zylinder.

Auch für Namensvetter Jan Vanhoyland war dies ein Kriterium: „Ich wollte einen schönen Oldtimer haben, einen, den man nicht so oft sieht.“

Der Volvo besticht durch hohe Sicherheitsstandards und Zuverlässigkeit. „Die Motoren sind bei 500.000 Kilometern erst richtig eingefahren“, sagt der Brakeler.

Sein Volvo hat eine 2,3 Liter-Maschine, die 113 PS auf die Straße bringt. Der Benziner hat ein Fünf-Gang-Getriebe. Die Limousine erfreut sich einer Luxusausstattung, zu der das Schiebedach, eine Sitzheizung, die Blau-Metalliclackierung, die Scheibenwischer für die Frontscheinwerfer, Radio und Kassettenspieler gehören.

Der Volvo gehört zu den ersten Autos, bei denen ein Katalysator eingebaut wurde. Ebenso Luxus ist der Velours-Stoff, der die extrem bequemen Sitze ziert. Front- und Heckspoiler waren von einem der drei Vorbesitzer nachgerüstet worden.

„Ich hatte schon von Kindheit an mit Autos zu tun“, berichtet Jan Vanhoyland. In der Schule in Belgien lernte er Dreher. Die Rennstrecke Zolder lag vor seiner Haustür und dort verdiente er sich als Bedienung ein bisschen Taschengeld.

Große Liebe in Brakel gefunden

„Von der Terrasse hatte man den besten Blick auf die Start-Ziel-Linie“, berichtet er. Zu dieser Zeit war das Hotel ganz in Rot getaucht, denn Nikki Lauda war der Formel-1-Champion und fuhr für Scuderia Ferrari. Er gewann das Rennen auf dem „Circuit Zolder“ 1975 und 1976. Das waren ganz besondere Eindrücke für Jan Vanhoyland.

„Ich habe auch Autoprospekte gesammelt und Autoausstellungen besucht“, erinnert sich der heute 68-Jährige. Sein erstes Auto war ein VW Golf 1 – heute ebenfalls ein Klassiker.

In seiner Militärzeit kam Vanhoyland nach Brakel und fand dort seine große Liebe. Familie, Beruf und ein sportliches Hobby beanspruchten ihn ganz und die Autoleidenschaft rückte in den Hintergrund.

Beim Turnverein Brakel gründete er die Basketballabteilung und war über 20 Jahre Übungsleiter und später auch Abteilungsleiter. „Wir waren der erste Verein im Kreis Höxter, dann kam Warburg dazu und das waren immer spannende Derbys“, blickt er gern zurück.

Oldtimerfreunde wecken alte Leidenschaft

Etwa 2019 hörte er die Oldtimerfreunden Brakel, einer Interessensgemeinschaft, die sich einmal im Monat treffen, über historische Fahrzeuge plaudern und Aktivitäten wie Ausfahrten oder den Besuch von Oldtimertreffen planen. „Das ist eine ganz tolle Truppe und jeder ist willkommen, auch ohne Oldtimer“, sagt der Brakeler. Den hatte er zu dem Zeitpunkt auch nicht, doch nun war die Altblechliebe wieder entfacht und der Volvo, produziert in Belgien, fand den Weg zum Belgier nach Brakel.